„Alter, der Wäscheständer sieht auf jeden Fall anders aus seit du aus Indien zurück bist. Vorher alles schwarz, jetzt alles bunt… rot, grün, blau und irgendwelche undefinierbaren Muster (Anm.: es handelt sich um ein Blumenmuster). Und Bommeln!“
Ja, mein Freund nennt mich manchmal Alter. Und ja, ich bin zurück aus Goa.
Einen Monat war ich dort für meine Yoga-Lehrer Ausbildung und es war einfach nur TRAUMhaft! Ich bin immer noch im Afterglow… doch so langsam verblasst mein Henna-Tattoo am Fuß (ein kleines Peace-Zeichen), genauso wie meine Bräune. Back to reality. Was bleibt sind die Erinnerungen und Fotos. Und meine Mitbringsel: ein paar neue Kleidungsstücke, Schmuck und fancy Nahrungsergänzungsmittel (Ashwaganda, Moringa und Shatavari – dazu schreibe ich separat nochmal etwas!).
Indien – Was hat die Reise mit mir gemacht?
Auf der Suche nach einer Antwort blättere ich im Flugzeug irgendwo zwischen Mumbai und Zürich meine Tagebucheinträge nochmal durch. Und bemerke dabei vor allem zwei Dinge:
1. Selbstliebe
Meine Worte sind liebevoller geworden mir selbst gegenüber; entspannter, weicher. Weit und breit ist keine To-do Liste zu sehen. Sonst schreibe ich oft: ich muss noch an XY arbeiten. Ich muss so und so sein. Ich darf so nicht denken. Bis März 2019 möchte ich XY erreicht haben… ich MUSS meine Arbeit lieben, ich MUSS die und die Fortbildung machen, ich MUSS dies, ich MUSS das…
Der darunter liegende Glaubenssatz lautet wohl:
Erst WENN ich XY erreicht habe (z.B. die Arbeit in meinen Traumjob), DANN werde ich glücklich sein.
Meine Yoga-Community in Goa und insbesondere auch meine liebe Freundin Aline, mit der ich meine Reiseerlebnisse teilen durfte, haben mir in den letzten Wochen jedoch gezeigt, was bedingungslose Akzeptanz bedeutet. Bedingungslose Liebe, die nicht an Leistung geknüpft ist. Noch nie war ich mit solch einer Ladung Liebe konfrontiert; und das war wahnsinnig befreiend.
2. Weiblichkeit
Was ich noch merke ist, wie Goa meine weibliche Seite betont hat. Das lag sicherlich daran, dass meine Yoga-Gruppe aus 25 Mädels und nur einem Mann bestand, weswegen unsere Facebook-Gruppe auch „Babba and the Babes“ heißt.
Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit, schließlich beträgt die Frauenquote in der Berliner PR-Agentur, in der ich arbeite, ebenfalls 95%. Was also noch?
Goa… ein Wort so weich und warm wie Honig.
Das Klima heiß und feucht.
Die Natur üppig und blühend.
Schon am Flughafen bewunderte ich die Frauen in ihren schönen bunten Kleidern. Mit schwerem Schmuck und kunstvollen Henna-Mustern auf der Haut. Dunkelrot, genauso wie der lehmige indische Boden, ein Inbegriff der Fruchtbarkeit. Bella Mama India!
Mit jeder Woche, die wir in unserer Yoga Schule verbrachten, konnte man beobachten, wie die Mädels, mich eingeschlossen, „indischer“ wurden. Weiblicher. T-Shirts und Shorts wichen luftigen Kleidern und Sarongs. Ohrstecker wurden ausgetauscht gegen edle Ohrhänger. Haut wurde bemalt, Körper wurden mit duftendem Öl verwöhnt und lange Ketten um schlanke Hälse gelegt.
Berliner Minimalismus trifft indische Opulenz
Ich war in dieser „Indienisierung“ eine Spätzünderin würde ich sagen.
Wer mich kennt, weiß, dass mein Kleiderschrank, nun ja, sehr… clean ist. Berliner Minimalismus würde ich sagen. Meine Favorites sind schwarze sehr enge Hosen oder Mini-Röcke (im Winter mit Strumpfhose), gerne im Lederlook, weite Pullis und T-Shirts (vorne reingesteckt), Oversize Jacken, flache Schuhe mit dicken Sohlen und dazu eine weiche Mütze. Das alles in einer Farbrange von dunkelgrün, über hellgrau bis Jeans-Blau. Ein paar rote Teile sind die Farbtupfer in meiner Garderobe.
Indien färbt ab
Doch die indische Weiblichkeit hat schließlich auch auf mich und meine Kleidung abgefärbt. Den Anfang machte ein leichter Maxi-Rock, den ich in Woche zwei in dem ebenfalls wunderbar weiblich klingenden Laden LaMuella kaufte. Mit Schlitz und Blumen drauf – viva la mula 😉
Am Anfang war ich super unsicher mit dem Rock, obwohl er mir direkt ein richtig tolles Gefühl gab: sexy, stark und weiblich zugleich. „Brauche ich ihn wirklich? Trage ich ihn wirklich? Sehe ich darin nicht aus wie eine Hexe (haha, tatsächlich eine meiner Haupt-Ängste)? Oder eine Eso-Tante? Mache ich mich damit nicht lächerlich?“; die Vernunftspolizei war kreativ.
Gefühl vs. Verstand
Ich fragte mich: Was gibt mir ein Hosenanzug für ein Gefühl? Definitiv ein Gefühl von Stärke. Aber fühle ich mich darin sexy und weiblich? Schön? Eher nicht. Der Rock gab mir direkt das Gefühl von Leichtigkeit und Lebensfreude. Ich hatte das Gefühl mich drehen zu müssen, barfuß herumzutanzen, weich zu sein und zu fließen. Auch ein bisschen albern sein zu dürfen. Flowy Glowy eben. So schlug das Gefühl die Vernunftspolizei.
Ich hatte Blut geleckt und erstand Sport-Bras in knallrot und königsblau mit sexy Details im Rücken. In einem Juwelier fand ich schöne Ketten. Und Ohrringe.
Mehr und mehr wurde ich zu einer Piratenbraut – und liebte es.
Bye bye Ohrstecker, hello Weiblichkeit!
Auch einige meiner mitgebrachten Sachen mochte ich mit der Zeit in Goa nicht mehr, allen voran meine Slips: Baumwoll-Hipster, schwarz, hellgrau, weinrot – so praktisch! Aber irgendwie gar nicht mal so sexy. Ich nahm mir vor, neue Unterwäsche zu kaufen, sobald ich zurück bin, denn:
Auch wenn nur sehr ausgewählte Menschen meine Undies zu sehen bekommen, so steht schöne Wäsche doch für ein Lebensgefühl. Für Weiblichkeit.
Wir sind schließlich Frauen, Schönheit und Weichheit liegt in unserer Natur!
(Darüber habe ich auch schon vor einem Jahr nachgedacht in meinem Artikel
Das Weiche und das Harte – Gedanken zum Thema Weiblichkeit)
4 Wochen Goa – mein Fazit
Es muss nicht immer alles praktisch sein und funktional. Manchmal reicht es, wenn es einfach nur schön ist und uns ein gutes Gefühl gibt. Lasst uns schmücken, feiern und verwöhnen!!
Und zwar nicht für irgendwen, sondern für uns selbst!
Namaste, Pretty ❤
Deine Insa
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