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  • Amenorrhö & Hormonbalance

    Hormone in unserer Kosmetik? Ein Gespräch über Hautpflege mit Sarah von eat | train | care

    Hormone in unserer Kosmetik? Interview Sarah

    Über meinen Blog erreichte mich neulich die Nachricht:

    „Wie siehst du das Thema Mikroplastik/BPA/hormonähnliche Stoffe in Kosmetika?“

    Puh, gute Frage, dachte ich… und suchte mir eine Expertin, die ich zu dem Thema mal ausführlich ausquetschen konnte: die tolle Bloggerin und Skin Care Expertin Sarah von eat | train | care.
    Klar, meine Hautpflegeroutine ist mir wichtig, da ich eine sehr empfindliche Haut habe. Viel mit verschiedenen Produkten experimentieren kann ich daher auch nicht; ich bin froh, mittlerweile die für mich optimalen Pflegeprodukte gefunden zu haben, die ich immer wieder nachkaufe (größtenteils Naturkosmetik). Das Thema ‚Care‘ war daher um ehrlich zu sein auch kein Bestandteil meiner Amenorrhö Recovery Forschung; außer, dass ich mehr Entspannungsbäder genommen habe ????Aber dafür konnte ich ja Sarah recruitieren:

    Hormone in unserer Kosmetik? Ein Interview mit Sarah von eat | train | care

    Liebe Sarah,

    du bist begeisterte Biochemikerin und Bloggerin – auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Kombi – hallo Schubladendenken 😉 – der wir aber deinen tollen Blog eat | train | care verdanken. Auf deiner Seite schreibst du – wie der Name schon sagt – über Ernährung, Training und v.a. Hautpflege. Die Frage meiner Leserin hat mich neugierig gemacht, deswegen freue ich mich riesig auf unser Gespräch heute zum Thema Hautpflege, Inhaltsstoffe & Co.!

    Insa: Immer wieder liest man über hormonell wirksame Stoffe in unserer Kosmetik, wie z.B. in der FIT FOR FUN:

    „Eine Studie des BUND kommt zu dem Ergebnis, dass die Kombination von Inhaltsstoffen in Kosmetik ähnlich wirkt wie Hormone. […] Diese Inhaltsstoffe können die Wirkweise der natürlich im Körper aktiven Hormone empfindlich stören.“

    Wie siehst du das? Können Inhaltsstoffe in unseren Kosmetika einen Einfluss auf unser Hormonsystem und damit auf unsere Periode haben (oder eben auf das Ausbleiben davon)?

    Sarah: Ein einfaches Ja oder Nein kann ich dir auf diese Frage nicht geben, dazu ist das Thema zu komplex. Noch dazu steckt die Forschung hierzu in den Kinderschuhen.

    Was ich sagen kann ist, dass unsere Kosmetika und die darin enthaltenen Inhaltsstoffe nach heutigem Wissensstand als sicher bewertet werden. Inhaltsstoffe in Kosmetika unterliegen Kontrollen und Vorgaben, über die Konzentrationen, in denen sie eingesetzt werden dürfen, um nicht schädlich für uns zu werden. Vor allem hier bei uns in Europa ist die Gesetzeslage dazu sehr streng. Die Hersteller von Beauty-Produkten müssen die Unbedenklichkeit ihrer Produkte nachweisen; das wird behördlich geprüft und regelmäßig mit den neuesten Forschungsergebnissen abgeglichen und reevaluiert.

    Was in Kosmetika drin ist, ist aus heutiger Sicht sicher für uns Menschen.

    Hinzu kommt die meist eher niedrige Dosierung potentiell bedenklicher Inhaltsstoffe in unseren Kosmetika. Damit Inhaltsstoffe aus unseren Hautpflegeprodukten Auswirkungen auf unser Hormonsystem haben könnten, müsste man es schon richtig übertreiben und z.B. Sonnencreme trinken, hochkonservierte Produkte löffelweise in sich reinschaufeln, nur aus BPA-verseuchten Flaschen trinken, dioxin-belastete Eier essen, Sojaprodukten en masse zu sich nehmen und erst dann könntest du es mit viel Glück schaffen, dein Hormonsystem durcheinander zu bringen.

    Doch wie gesagt kann bei der Beurteilung nur der heutige Wissensstand herangezogen werden und somit gibt es theoretisch einen Graubereich. Für eine umfassende Einschätzung der langfristigen Effekte müssten die verwendeten Stoffe zunächst eine ganze Generation durchlaufen. Erst dann kann man wirklich Rückschlüsse ziehen; und ein Mensch lebt nun mal um die 80 Jahre, wenn es gut läuft 😉

    I.: Ok, das ist ja schon mal beruhigend. Also: falls ich meine Sonnencreme nicht esse – was ich nicht vorhabe – können wir von Kosmetika keine Zyklusstörungen wie eine Amenorrhö bekommen?

    S.: Nein, meiner Meinung nach nicht. Da müsste dann eine unglückliche Kombination mehrerer Faktoren zusammenkommen: eine persönliche Prädisposition für hormonelle Störungen oder Zyklusstörungen, auch ein gewisser Anteil Genetik, Lebensstil… es ist immer wichtig das große Ganze betrachten, inklusive unserem Essen, unseren Getränken, unserem Lebensstil, etc. Nur zu sagen, dass wir krank werden, weil Parabene in Kosmetika verwendet werden, wäre zu einfach.

    Die reine Verwendung von Kosmetika mit Stoff XY führt nicht zu Zyklusstörungen. Ich glaube vielmehr, dass es hilft, die Dinge entspannter zu sehen – man kann nicht alles kontrollieren.

    I.: Ja, da hast du recht, wobei das oft leichter gesagt ist als getan. „Jetzt entspann’ dich mal!!“ 😉 Eine Frage noch zu dem Thema Dosierung: Selbst wenn sich in einzelnen Produkten nur geringe und somit ungefährliche Konzentrationen von bestimmten schädlichen Stoffen finden, kann uns dann nicht die Kombination verschiedener Produkte (mit verschiedenen INCIs) krankmachen (durch die Addition)?

    S.: Das was du beschreibst nennt sich Gewebeanreicherung. Und ja, das gibt es durchaus. Manche Stoffe im Körper werden nicht so schnell abgebaut und können sich so beispielsweise im Fettgewebe anreichern. Zum heutigen Zeitpunkt ist es aber noch nicht ganz klar, wie schnell welcher Stoff tatsächlich umgesetzt wird – zudem kann das wieder individuell sehr unterschiedlich ausfallen.
    Grundsätzlich besteht kein Grund für übertriebene Panik. Das, was heute in unseren Kosmetikprodukten enthalten ist, gilt als sicher. Wer dennoch ängstlich ist und sicher damit besser fühlt, sollte sich auf seine Wohlfühlprodukte stützen.

    Deswegen könnte ich mich auch richtig aufregen über solche Studien und Beiträge wie das Zitat ganz oben aus der Fit For Fun. So etwas führt in erster Linie dazu, dass Verbraucher verunsichert sind und Ängste geschürt werden. Ich finde es unverantwortlich solche halbwahren Informationen zu streuen. Man muss daher sehr genau schauen, wo man sich informiert und welchen Berichten man glauben schenken kann.

    I.: Ja, das ist wirklich ein Problem, irgendwann hat man das Gefühl: Egal was man macht ist irgendeinem Experten zufolge falsch. Ähnlich ist das ja auch bei der Ernährung, wo die einen A sagen und die anderen B. Worauf hört man dann?

    S.: Bei der Ernährung glaube ich stark an das Prinzip des intuitiven Essens; wobei man dazu auch sagen muss, dass viele Menschen das heutzutage verlernt haben. Ein gesunder Körper weiß in der Regel was er braucht.

    I.: Eine ähnliche Verunsicherung kann man ja auch beim Thema Hautkrebs erleben: Einerseits liest man, dass bestimmte Inhaltsstoffe in Sonnenschutzmitteln das Krebsrisiko steigern sollen. Andererseits ist das ungeschützte Sonnenbaden ja auch nicht viel besser. Was ist deine Meinung dazu?

    S.: Auch hier: unsere Kosmetikprodukte gelten als sicher und es werden da nicht kreuz-und-quer irgendwelche krebserregenden Stoffe eingestreut. Statements darüber, dass bestimmte Inhaltsstoffe krebserregend sein sollen, gehen hauptsächlich auf Laborversuche an Tieren oder Zellkulturen zurück, in denen man das zu untersuchende System auch immer in gewisser Weise powert, aber Laborbedingungen entsprechen nur selten dem, was wir im Alltag erleben. Wenn man im Labor an den richtigen Schrauben dreht, sieht man fast immer einen Effekt. Unsere Kosmetikprodukte gelten als sicher und es werden da nicht kreuz-und-quer irgendwelche krebserregenden Stoffe eingestreut.

    Natürlich kann man nie ganz ausschließen, dass unter bestimmten Bedingungen nicht doch etwas passiert. Aber im „real world use“, also ohne ein komplettes Übertreiben wie unter Laborbedingungen, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass das Krebsrisiko durch Kosmetika wie Sonnenschutzmittel erhöht wird.

    „Man muss den Organismus als Ganzes betrachten. Unsere Haut ist gar nicht in der Lage, Stoffe – gute wie schlechte – so zu resorbieren, wie wir es gerne hätten, oder auch wie wir es befürchten.“

    Da gibt es ganz andere Dinge, die erwiesenermaßen sehr viel krebserregender sind und da schreit niemand so laut, zum Beispiel: täglich Fleisch essen. Rauchen. Ungeschütztes Sonnenbaden. Fangen wir doch erstmal bei den großen Baustellen an, bevor wir uns ins Kleine versteifen – solange immer noch jemand neben mir steht mit Zigarette im Mund, der täglich Fleisch isst, brauchen wir uns nicht darüber unterhalten, ob meine Sonnencreme krebserregend ist.

    I.: Ja, schon etwas paradox… Noch eine Frage zum Thema Sonnenschutz: vor allem im Sommer trage ich fast täglich Sonnencreme. Nun kursieren aber immer wieder Gerüchte darüber, dass täglicher Sonnenschutz schädlich sei. Wie siehst du das?

    S.: Ich vermute, hier geht es hauptsächlich um die Angst, dass durch die Verwendung von Sonnencreme nicht genügend Vitamin D produziert werden könnte. Dazu kann ich nur sagen: Nein, Sonnenschutz wird niemals die Vitamin D Produktion ganz eindämmen können. Klar, Sonnenschutz blockt schon viel UV-Strahlung ab. Aber das Bisschen, das man braucht für das Auslösen dieser einen chemischen Reaktion im Körper, bei der aktives Vitamin D gebildet wird, werden wir trotz Sonnencreme nicht komplett filtern. Niemand schafft es sich so gut einzucremen, dass überhaupt keine UV-Strahlung mehr durchkommt. Das würde höchstens mit einem Sonnencreme-Tauchbad gehen 😉

    Letztendlich kommt es darauf an, was du erreichen möchtest: Willst du auch mit 40 oder 50 noch eine gesund und gutaussehende Haut haben? Dann benutze einfach täglich Sonnencreme, denn es gibt kein besseres Anti-Aging-Mittel – besser als jede Anti-Aging-Creme oder Botox-Behandlung.

    Jetzt zum Sommer hin wird Sonnencreme auf jeden Fall auch wieder ein fester Bestandteil meiner täglichen Routine sein; im Winter gibt es durchaus Tage, an denen ich auch mal auf den Sonnenschutz verzichte. Wer von 7.30 bis 18h im Büro ist, wird wissen, was ich meine 😉 Aber ganz allgemein sehe ich das auch einfach entspannt, denn ich bin Hauttyp 2, da kann man auch mal ohne große Bedenken bis zu 20 Minuten in der Sonne bleiben. Man muss einfach schauen: was passt in diesem Moment für mich, was ist praktikabel?

    Ich bin kein Fan von Extremen. Werden die Dinge zu rigide fühle ich mich schnell unwohl.

    Ob bei der Ernährung, beim Sport oder auch bei der Hautpflege…Es lebt sich einfach leichter, wenn man die Zügel auch mal lockerer lässt und ein paar Variablen ins Leben streut.

    I.: Stichwort Routinen: sieht deine Hautpflege-Routine denn jeden Tag gleich aus? Oder gehst du da auch auf deine individuellen Haut-Bedürfnisse ein?

    S.: Teils, teils. Es gibt Produkte die ich jeden Tag verwende wie zum Beispiel meine Feuchtigkeitscreme, die verwende ich morgens und abends. Momentan benutze ich zudem täglich ein Produkt, um meine Hautbarriere zu stärken, denn gerade um die Augen herum habe ich sehr trockene Haut.

    Was bei mir immer dabei ist sind Reinigung, Feuchtigkeitspflege und – im Sommer –Sonnenschutz. Was zwischendrin reinhopst ist abhängig von meinen jeweiligen Hautbedürfnissen an dem Tag.

    Seren, Booster und Treatments wie chemische Peelings hingegen, die ich auch gerne benutze, kann man nicht unbedingt auch jeden Tag verwenden. Genauso wie Erste-Hilfe-Mittel, die Abhilfe schaffen wenn sich mal ein Pickelchen ankündigt (z.B. Produkte mit Salizylsäure), das verwende ich eben auch nicht täglich. Ein anderes Beispiel ist Vitamin C: das verwende ich zwar regelmäßig, aber hier erreicht man bereits mit Konzentrationen von 5% eine gute Gewebesättigung. Zusammen mit der recht langen Halbwertszeit in der Haut, reicht theoretisch ein Auftragen von ca. 3 Mal pro Woche.

    I.: Hast du Lieblings-Ingredients? Wenn ja, welche?

    S.: Ja, auf jeden Fall: ich bin ein großer Fan von chemischen Peelings mit Glycol-, Milch- oder Salizylsäure. Viele denken da gleich „ahhh, bitte keine Chemie ins Gesicht“. Mal abgesehen davon, dass alles in unserem Leben „Chemie“ ist, sind solche Peelings viel milder und besser verträglich als physikalische Peelings, die durch die darin enthaltenen Schleifpartikel Stress für die Haut bedeuten. Meiner Erfahrung nach machen solch chemische Peelings auf Dauer eine total schöne, ebenmäßige Haut mit einem gesunden Glow und einem gleichmäßigen Hautton.

    Auf Platz zwei landen bei mir Antioxidantien wie Vitamin A – auch Retinol genannt  – die Wunderwaffe gegen Hautalterung. Damit konnte ich bei mir das Erscheinungsbild kleiner Fältchen abmildern. Vor allem in der konsequenten und dauerhaften Anwendung ist Retinol super effektiv.

    Last but not least: Vitamin C, das möchte ich auch nicht mehr missen in meinem Hautpflege-Programm. Es wirkt beispielsweise gegen sonnenlichtbedingte Pigmentflecken oder Verfärbungen der Haut, z.B. nachdem ein Pickel abgeklungen ist.

    I.: Was sind deine wichtigsten 3 Hautpflege-Tipps für einen strahlenden Teint und um lange Zeit gesund (und knackig ;)) zu bleiben? (innerlich / äußerlich)

    S.: Klar, das Thema meines Blogs: Eat, Train, Care 🙂 Nein im Ernst, versuche dich wohl in deiner Haut zu fühlen, dann wirst du das auch ausstrahlen. Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, Stress so gut es geht zu meiden und mehr in sich zu ruhen, auch mal 5e grade sein zu lassen. Ist man selbst entspannt, dann ist auch die Haut entspannt.

    I.: Genau! Und man bekommt auch keine Grübelfalten 😉 Gibt es denn Inhaltsstoffe, die man bestenfalls meiden sollten?

    S.: Die Dosis macht das Gift. Alles was man zu viel verwendet, wird früher oder später seine positive Wirkung verlieren und ins Negative umschlagen.

    Aber ich persönlich mag es nicht, wenn man Produkte öffnet und einem ein starker Alkohol-Geruch entgegenschlägt. Zudem versuche ich, ätherische Öle oder zu stark parfümierte Produkte zu meiden, da diese Stoffe sensibilisierend auf die Haut wirken können. Auch „harsche Tenside“ möchte ich nicht zu oft in meiner Pflege haben.

    Trotzdem muss man immer auf den Kontext schauen: Alkohol ist ein Lösungsmittel und hat so auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung. Denn es bringt nichts, einen tollen Stoff in eine Creme zu formulieren, wenn er sich am Ende nicht darin löst und so nicht in deiner Haut ankommt. Als Faustregel gilt: Erlaubt ist, was funktioniert und gut vertragen wird!

    I.: Wie sinnvoll findest du Apps wie „toxfox“ oder „codecheck“?

    S.: Solche Apps sind ganz interessant, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Aber sie sind auch sehr schwarzweiß, es gibt dabei keinen Graubereich. Das Problem an diesen Apps ist, dass sie den Kontext nicht einbeziehen, sondern nur auf den Stoff an sich schauen. Alkohol ist dort beispielsweise immer rot. Silikone sind orange oder rot. Dabei haben Silikone in der medizinischen Hautpflege in der Versorgung von Narben oder großen Wunden einen riesigen Stellenwert. Auch auf die Konzentration kommt es an: ist weniger als 1% drin denke ich mir oft: so what?!

    Was würde uns eine Creme nutzen, die uns einfach von den Händen fließt, die fürchterlich stinkt oder die nach 2 Wochen verdirbt?

    Manche Stoffe sind einfach in unseren Cremes enthalten, um sie praktikabler oder auch haltbarer zu machen. Man denke nur an Cremes, in die man mit den Fingern entnimmt und bei Raumtemperatur aufbewahrt werden; ohne Konservierungsstoffe wären das reinste happy places für Bakterien.

    I.: Hm, jammy 😉 …mh wie kriege ich denn jetzt die Kurve?! Egal: Hast du Erfahrung mit Pflegeroutinen gemacht, die sich positiv auf unseren weiblichen Zyklus auswirken können oder würdest du eher sagen: nee, jeder Tag ist gleich? Ähnlich wie eine Ernährung im Zyklus.

    S.: Das fand ich total spannend und hab dazu auch deinen Artikel über Seed Cycling gelesen. Ich glaube schon, dass da etwas dran ist. Wir kennen es wohl alle, dass unser Zyklus Auswirkungen auf unser Essverhalten und unsere Gelüste haben kann. Aber um ehrlich zu sein habe ich mich damit noch nicht auseinandergesetzt; weder mit dem Thema Ernährung und Zyklus, noch Hautpflege und Zyklus. Aber das liegt auch daran, dass ich selbst mit einem Dauerzyklus lebe, sprich: ich nehme die Pille durch und habe also nie eine Periode, auch keine Abbruchblutung. Wohl auch deswegen war das ganze Thema Menstruation für mich nie ein Riesenthema. Ich habe sehr spät meine Periode bekommen und sie immer eher als lästig empfunden. Auch nicht als Tabu oder so, sondern eher als etwas, das einfach da ist. Als biologischen Prozess der zu uns Frauen gehört, als gutes Zeichen dafür, dass alles so funktioniert wie es funktionieren soll. Da es das für mich immer getan hat, habe ich dem Ganzen auch keine übermäßige Bedeutung zugemessen. Nicht so wie bei manchen, die sich und ihr Frau-Sein unter anderem auch durch die Menstruation definieren.

    Ich definiere mein Frau-Sein nicht durch meine Menstruation. Mir liegt das irgendwie fern, da sich Weiblichkeit für mich nicht unbedingt dadurch definiert. Trotzdem kann ich gut verstehen, dass sich Frauen nochmal besonders damit auseinander setzen, wenn etwas nicht mehr so läuft wie es soll, so wie etwa bei dir lange Zeit.

    Und klar, ich habe mich auch schon oft gefragt: was wäre, wenn ich die Pille absetzen würde? Wie würde ich mich fühlen? Aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis habe ich schon viel Positives gehört von Frauen, die die Pille abgesetzt haben. Aktuell habe ich keinen Grund dazu abzusetzen, mir geht es gut. Aber spannend wäre es schon. Ich nehme schon so lange hormonelle Verhütungsmittel, dass ich die Folgen gar nicht absehen kann. Mal sehen.

    I.: Wenn es die Periode nicht ist, was bedeutet denn Weiblichkeit dann für dich?

    S.: Puh. Du hast mir ja deine Fragen im Vorfeld schon durchgeschickt, aber es ist mir wirklich schwergefallen, darauf eine Antwort darauf zu finden. Klar, typisch weiblich ist mit den Mädels ein nettes Wochenende zu verbringen oder sich Gedanken zu machen, ob die Schuhe zur Hose passen; das sind jedoch alles so oberflächliche Dinge, die den Kern nicht treffen.

    Für mich ist das Thema typisch männlich, typisch weiblich auch schnell mit einem Schubladendenken verbunden à la „Männer werden eher Chef, während die Frau die Sekretärin ist“. Ich glaube, dass jeder von uns etwas erreichen kann und gleiche Chancen haben sollte, unabhängig von seinem Geschlecht. In der Realität ist es ja leider noch nicht so, Stichwort: Gender Pay Gap, aber das ist ein anderes Thema.

    Deswegen kann ich dir die Frage gar nicht richtig beantworten. Genauso wie mit der Periode: Ich habe mich einfach mit meiner eigenen Weiblichkeit nie so richtig auseinander gesetzt weil es für mich einfach ganz klar war: ich bin eine Frau und ich lebe so wie ich leben möchte, mit all meinen Ticks und Eigenheiten, aber ohne Schubladendenken.

    Wichtig ist glaube ich sich bewusst zu machen, dass Menschen unterschiedlich sind, aber nicht nur mit Fokus auf das Geschlecht… Frauen, Männer, kultureller Hintergrund, jung oder alt; ein Fokussieren auf Mann oder Frau ist mir zu eng gedacht.

    I.: Was motiviert dich?

    S.: Als ich den Blog begonnen habe, hatte ich nie gedacht, dass auch nur irgendwer meine Ergüsse lesen würde, geschweige denn hilfreich finden könnte. Daher motiviert es mich ungemein, dass ich mit meinen Texten wirklich andere Menschen erreiche und ihnen helfen kann.

    Ein weitere Motivation ist für mich zu sehen, wenn etwas funktioniert und ich in einer Sache besser werde: Situationen, in denen ich vielleicht mal gestolpert bin, aus denen ich gelernt habe und dann besser geworden bin. Dass sich Konsistenz, Fleiß und harte Arbeit auszahlt. Das zieht sich schon mein ganzes Leben lang wie ein roter Faden durch mein Leben; so oft habe ich gehört: das Gymnasium ist zu schwer, bist du sicher, dass du Biochemie studieren möchtest, Sarah, ist das nicht zu schwer für dich? So etwas hat mich immer eher motiviert, à la: „jetzt erst recht!“

    Ich bewundere das auch bei anderen, wenn die sich etwas vornehmen, an sich glauben und es dann einfach durchziehen. Weniger drüber reden, mehr machen und ausprobieren!

    I.: Hast du irgendwelche spannenden Projekte für dieses Jahr?

    S.: Ja, tatsächlich. Aus meinem Blog heraus entsteht gerade eine persönliche Skincare Coaching Plattform, an der ich zusammen mit meinem Partner arbeite.

    Die Idee entstand daraus, dass mich so viele Menschen in den letzten Monaten über meinen Blog kontaktiert haben und mir persönliche und individuelle Fragen zum Thema Hautpflege gestellt haben. Ich habe mir dann immer die Zeit für diese Anfragen genommen, mit den Leuten telefoniert, ihre aktuellen Pflegeroutinen und -Produkte durchgecheckt und Empfehlungen gegeben. Aber meine Zeit ist natürlich auch begrenzt, das alles kann sehr aufwändig werden; mit meiner neuen Seite möchte ich den Lesern helfen, sich selbst zu helfen und Produkte zu finden, die gut für sie sind. Das Herzstück wird eine Datenbank sein, angefüttert mit einer Vielzahl an empfehlenswerten Pflegeprodukten, die wir regelmäßig checken und Großteils auch selbst ausprobiert haben.

    Eine genaue Analyse des Pflegeprogramms und auch Coaching über Telefon und Shoppingtipps gehören dann zu meinen Serviceleistungen. So wie ein Fitness- oder Ernährungs-Coach, wäre ich dann dein persönlicher Skincare-Coach für 3-4 Monate. Einfach auch als Angebot für all diejenigen, die sagen: „Die Zeit selbst zu recherchieren habe ich nicht oder ich kenne mich einfach nicht so gut aus, bitte hilf mir dabei“. Auf dieses Projekt freue ich mich riesig dieses Jahr!

    (Psssst: die Page gibt’s schon, schaut unbedingt mal rein: skincarecoach.de)

    I.: Was würdest du aus heutiger Sicht deinem 15-jährigen Selbst raten?

    S.: Das wäre wahrscheinlich:

    Man muss nicht jeden mögen. Und genauso kann man umgekehrt auch nicht von jedem gemocht werden.

    Will man jedem gefallen fängt man an sich zu verbiegen und zu verstellen. Man wird unauthentisch und unzufrieden und am Ende hat niemand etwas davon. Seit ich das akzeptiert habe, ist mein Leben wirklich entspannter geworden 🙂 Wie eine Last, die von einem fällt.

    Viiielen Dank für deine Zeit und die spannenden Insights, liebe Sarah!!

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