Yoga zu praktizieren bedeutet nicht nur, auf der Matte zu turnen und ein paar Sonnengrüße zu absolvieren. Habe ich auch erst mit der Zeit gelernt. Was heißt es dann? Hier ein paar Einblicke in das Mindset eines Yogis.
Patanjali gilt als der Begründer des Yoga; in seinem 1. Sutra heißt es: yogaś-citta-vr̥tti-nirodha, was soviel bedeutet wie:
„Yoga bringt den Geist zur Ruhe“.
Das Sanskrit Wort chitta merke ich mir mit dem Englischen chit-chat, also Geschwätz, Geplauder, Tratsch. Zusammen mit Vritti bezeichnet es eine verdrehte, sprunghafte Wahrnehmung. Unseren „Monkey Mind“ also, sprich: das Gedanken-Karrussel, das uns ohne Unterlass mit To Dos, Bedenken, Meinungen, Emotionen, etc. versorgt. Nirodhah bedeutet zur Ruhe bringen.
Wie ich zum Yoga kam
Der Wunsch, meinen Geist zur Ruhe zu bringen, war auch die initiale Motivation für das Besuchen meiner ersten Yoga Klasse. Damals war ich 21 oder 22 und in den ersten Semestern meines BWL-Studiums. Ich war gestresst vom Lernen und dem Leistungsdruck in der Uni, wo es beispielsweise von Professoren hieß „schau dir deinen Nachbarn an der links von dir sitzt, denn entweder du oder er werden es nicht bis zum Ende des Studiums schaffen“ (Bezug nehmend auf Durchfallquoten von mehr als 50%).
Die ersten Yoga-Stunden absolvierte ich in meinem Fitness-Studio. Viele weitere folgten. Ich probierte unterschiedliche Trainer und Studios aus, besuchte Kurse in verschiedenen Städten und Locations (von Studio über Strand bis hin zu einer Kirche), auf Englisch und Deutsch, allein zu Hause, mit YouTube oder Freunden im Park. Ich mochte Yoga immer sehr, als sportlichen Ausgleich zum Job und meinem regulären Sport-Programm (hauptsächlich Joggen & Functional Training). Den eigentlichen Sinn und Yogi-Spirit habe ich erst in den letzten Wochen und Monaten zu verstehen und schätzen begonnen.
Wusstest du zum Beispiel, dass der Mensch laut Yogalehre aus 3 Körpern besteht?
Laut Yogalehre besteht der Mensch nicht nur aus einem, sondern aus drei Körpern.
- Da ist einmal der physische Körper, dem die Nahrungs- und Energiehülle zugeordnet werden. Die passende Yoga-Praxis dazu: Asanas, also das Einnehmen von Yoga Positionen, Ernährung, Entspannung und Atemübungen (Pranayama).
- Der astrale Körper, zu dem die geistig-emotionale Hülle sowie die intellektuelle Hülle gehören. Meditation, das Chanten von Mantras und das Studium von philosophischen Schriften gehören zur Entwicklung dieses Körpers.
- Der kausale Körper, der sich aus den ersten beiden Körpern ergibt. Zu ihm gehört die Wonnehülle und man erreicht ihn im Zustand der Erleuchtung (Samadhi). #Lifegoals
Warum Yogis vor der Praxis duschen
Ok, wie erreiche ich also diesen Zustand von Erleuchtung und Glückseligkeit? Yoga-Guru Patanjali beschreibt Yoga in seinem Yogasutra als achtgliedrigen Weg, wobei jeder Weg auf den vorigen aufbaut. Wie du siehst, machen die eigentlichen Yoga-Übungen nur 1/8 des gesamten Yoga-Wegs aus (Nr. 3). Hier ein kurzer Überblick:
Der 8-gliedrige Weg des Yoga
- Yama – Umgang mit der Umwelt und unseren Mitmenschen, unsere moralischen und ethischen Werte
- Niyama – Umgang mit uns selbst
- Asana – Umgang mit unserem Körper, also Praktizieren von (Hatha-) Yoga Übungen
- Pranayama – Umgang mit unserem Atem
- Pratyahara – Umgang mit unseren Sinnen
- Dharana – Umgang mit dem Geist, die Kunst der Konzentration
- Dhyana – Meditation
- Samadhi – tatata, here it is, die Erleuchtung, das Endziel des achtgliedrigen Yoga-Pfades
Zu jedem der einzelnen Wege kann man wahnsinnig viel sagen und ich bin gerade so fasziniert von dem Thema, dass es mir schwer fällt mich hier kurz zu fassen. Ich finde die ersten beiden Wege unheimlich wichtig, die auch laut Patanjali die Basis für die körperliche Yoga-Praxis bilden. Zum Umgang mit unserer Umwelt und unseren Mitmenschen gehört beispielsweise „Ahimsa“, eine Verhaltensregel bei der es um Gewaltlosigkeit und um einen achtsamen Umgang mit sich selbst und anderen Menschen geht. Gewaltverzicht gegenüber Tieren ist damit ebenso gemeint, weswegen sich Yogis in der Regel vegetarisch oder vegan ernähren. Auch Ehrlichkeit und Genügsamkeit gehören zum ersten Weg.
Warum Yogis vor der Praxis duschen
Yogis sollten vor der Yoga-Praxis duschen. Das besagt zumindest der zweite Weg, bei dem es um Selbstdiziplin und u.a. auch um Reinheit geht (Shausha). Doch nicht nur körperliche Reinheit ist gemeint, sondern auch die innere, sprich: durch eine bewusste Ernährung und reine Gedanken. Zu letzterem gehören beispielsweise das bewusste Wählen von Filmen, Gesprächspartnern oder Büchern. Ebenfalls erstrebenswert und Teil von Weg Nummer 2: Santosha, die Zufriedenheit mit dem was man hat und die Akzeptanz der Dinge wie sie sind. The Power of Now.
Hach, Yoga.
Dass Yoga auch ganz schön viel mit Weiblichkeit zu tun hat, kannst du in meinem spannenden Interview mit der Yogalehrerin (und meiner Freundin) Angélique nachlesen:
Über Social Media, Frauen Power und Gebärmutter-Gespräche – Angélique Poulain
Namaste, Pretty!
Lass es dir gutgehen.
Deine Insa
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