„Ich faste immer im Januar, mach doch mit!“ – schlug meine Freundin Katha vor, während wir Dattelkonfekt mampfend in ihrer Küche saßen. Ihre Heilfastenkur sei ganz einfach und habe ihr total bei ihrer Neurodermitis – einer Autoimmunerkrankung – geholfen. Sie schwärmte weiter von mehr Energie, besserer Haut und einem besseren Körpergefühl. Um die 4kg würde man wohl verlieren bei einer Fastendauer von 7 Tagen. Ein Teil von mir war nach der ganzen Weihnachtsvöllerei natürlich direkt angefixt! Doch gleichzeitig fing es in meinem Kopf an zu rattern:
1 Woche lang nichts essen außer Gemüsebrühe, konnte das für mich mit meiner Amenorrhö Vorgeschichte gesund sein? Wie passten Fasten und Sport zusammen?
Ist Heilfasten für Frauen gesund?
Ich hatte Lust auf die Fasten Challenge – doch zunächst wollte ich herausfinden, wie gesund Heilfasten wirklich ist für schlanke, sportliche Frauen, bei denen es gar nicht so viel an überschüssigen Pfunden zu holen gibt. Mit 4kg weniger wäre ich nämlich direkt wieder bei meinem alten Amenorrhö Kampfgewicht von 55kg bei 1,70m (BMI von 19,0) – und meine Periode durch eine vermeintlich gesunde Fastenkur wieder zu verlieren wollte ich nicht riskieren.
Was ist also wirklich dran am Fasten-Trend? Und wie fastet man überhaupt richtig?
Trend: Heilfasten
Detox-Programme und fancy Saftkuren sind in aller Munde. Doch was heute so modern mit schicken Logos und coolen englischen Namen daher kommt ist eigentlich gar nicht so neu: Die „Cleansing“ Rituale basieren auf den alten Traditionen des Fastens, die ursprünglich weniger aus optischen Gründen sondern mehr zur Züchtigung und Stärkung von Körper und Geist durchgeführt wurden. Bis heute wird beispielsweise in der katholischen Kirche in den 40 Tagen vor Ostern gefastet, der „österlichen Bußzeit“, oder im Islam im Monat des Ramadans. Im Vergleich zum religiösen Fasten steht heutzutage der Vorteil der Gewichtsreduktion und des „Entschlackens“ im Vordergrund, also des Reinigens von Darm und Leber von Alkohol, Zucker, Nikotin oder Junk Food Sünden.
Klassisches Heilfasten – wie geht das?
Einfach nichts zu essen für ein paar Tage, so leicht sollte man es sich mit dem Fasten nicht machen. Genauso wie man im Sommer auch nicht einfach ins kalte Schwimmbecken springen sollte (obwohl man ja beides in der Regel unbeschadet übersteht). Eine bekannte Fastenform ist das Fasten nach Buchinger, das sich insgesamt über fast zwei Wochen zieht und aus drei Teilen bestehen. Es geht so:
Heilfasten nach Buchinger
- Heilfasten Vorbereitung: Entlastungstag (1-2 Tage)
Hier wird bereits die Ernährung auf leichtbekömmliche und möglichst unverarbeitete Kost umgestellt. Dabei gibt es ca. 600 Kalorien, überwiegend Kohlenhydrate aus Obst, Reis oder Haferflocken, kein Fett und nur wenig Eiweiß.[1] - Fastenzeit (in der Regel 5-7 Tage)
Jetzt wird’s ernst: Los geht’s an Tag 1 mit der Darmentleerung mit einem Abführmittel, z.B. Glaubersalz oder Bittersalz. Danach ist nur noch Flüssigkeit erlaubt, keine feste Nahrung, in der Regel abgeseihte Gemüsebrühe, Fruchtsäfte aus dem Entsafter oder Tees, manchmal angereichert mit einem Löffel Honig. - Fastenbrechen / Aufbauzeit (ca. 5 Tage)
Langsam werden wieder Kalorien aufgenommen, üblicherweise startet man mit einem Apfel, den man seeehr langsam und achtsam kaut. Eine sämige Kartoffelsuppe wird dann nach dem langen Nichts-Essen wahrscheinlich als wahre Geschmacksexplosion wahrgenommen werden. Am 1. Aufbautag sollten ca. 800 Kalorien zugeführt werden, am 2. ca. 1000 Kalorien, am 3. ca. 1200 Kalorien, dann 1500 Kalorien, dann 1800 Kalorien. Wenn die Kalorienmengen schneller gesteigert werden, resultiert eine zu schnelle Gewichtszunahme – der bekannte JoJo-Effekt.[2]
Heilfasten Vorteile
Heilfasten soll eine Vielzahl an Vorteilen haben, genauso wie das intermittierende Fasten. Ganz vorne mit dabei:
- Verringerung von Entzündungsprozessen im Körper[3][4]
- Verbesserung der Cholesterinwerte (Erhöhung von HDL und Verringerung von LDL Cholesterin)[5]
- Reduktion der Blutzuckerwerte und damit des Risikos für Diabetes[6]
- Verbesserung der Darmflora durch die Zunahme guter Darmbakterien[7]
- Verringerung des Schlafbedarfs[8]
- Erhöhung der Lebenserwartung (zumindest bei Nagetieren)[9][10]
- Reduktion des Risikos von Herz-Kreislauferkrankungen, Krebserkrankungen oder Angststörungen – bei gesunden Probanden
Viele wissenschaftliche Studien zeigen also, wie positiv Heilfasten und intermittierendes Fasten sein können. Doch leider werden ja viele Studien nach wie vor nur an männlichen Probanden durchgeführt; daher fragte ich mich:
Gelten diese Vorteile uneingeschränkt für alle, auch für Frauen? Die kurze Antwort ist: nein.
Heilfasten: Risiken und Nebenwirkungen…
Fasten geht – wenig überraschend – mit einer Gewichtsreduktion einher, die bei einer Fastendauer von 7 Tagen doch erheblich sein kann, je nachdem von welchem Ausgangsgewicht man kommt. Das ist von Vorteil für die meisten Männer und viele Frauen in Deutschland[11], die einen BMI von >25 aufweisen und nach der Abspeckkur endlich wieder in ihre alte Jeans passen; nicht aber für (uns) junge, schlanke Frauen.
Denn so eine Null-Diät bedeutet großen Stress für unseren Körper und signalisiert ihm: Achtung, Hungersnot!
Unser Hormonsystem reagiert darauf, indem es die reproduktiven Vorgänge herunterfährt. Das Ergebnis: die Periode bleibt aus, gesteuert vom Hypothalamus, der nun weniger GnRH ausschüttet. >>Lese hier nochmal über die Basics des weiblichen Zyklus.
Auch nach Ayurveda wird Heilfasten à la Nulldiät nicht für schlanke Frauen als Therapie empfohlen, da dadurch das Verdauungsfeuer „Agni“ geschwächt werden kann – lediglich für Kapha Konstitutionen ist fasten gut zu empfehlen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Heilfasten für Frauen: Vorsichtsmaßnahmen
Heilfasten ist nicht für jeden empfehlenswert.
Hier kommt nämlich das große Ausrufezeichen: Für (uns) Frauen, die mit Amenorrhö, also dem Ausbleiben der Periode, oder anderen Zyklusstörungen zu tun hatten oder haben, ist das klassische Fasten von mehreren Tagen nicht empfehlenswert. Das gleiche gilt für Frauen, die…
- Von Essstörungen wie Magersucht (Anorexie), Bulimie oder Orthorexie betroffen sind oder waren und / oder Untergewicht oder Nährstoffmangel aufweisen
- An einer Schilddrüsenüberfunktion leiden
- Schwanger sind, stillen, oder einen Kinderwunsch haben
- Mit Diabetes Mellitus diagnostiziert wurden, oder die dauerhaft niedrige Blutzuckerspiegel aufweisen
- Von einer Herz-Kreislauf-, Nieren- oder Augen-Erkrankung betroffen sind
Kannst du bei einem oder mehreren Punkten einen Haken setzen, solltest du vor dem Fasten unbedingt mit einem Arzt oder einem ausgebildeten Fastenleiter über deinen Fastenplan sprechen.
Also Katha, sorry, aber ich bin mit meiner Amenorrhö Vorgeschichte bei dem 7-Tage Fastenprogramm leider raus…
Gesund Detoxen
Wie man trotzdem gesund detoxen kann? Zum Beispiel mit ein paar Schonkosttagen à la Ayurveda. Meinen Beitrag dazu inklusive Rezept findest du hier:
Mit Ayurveda Detox zur Hormonbalance: Grünes Kitchari mit Kokos, Limette und Koriander
Lass‘ es dir gut gehen, Pretty!
Happy new Year 🙂
Deine Insa
[1] https://www.ugb.de/richtig-fasten/fasten-nach-buchinger/ [2] https://www.ugb.de/richtig-fasten/fasten-nach-buchinger/ [3] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17374948 [4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26013791 [5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26013791 [6] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26013791 [7] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31854308 [8] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31832984 [9] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7117847 [10] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10854629 [11] https://www.tagesschau.de/statistik-uebergewicht-101.html
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