3...2...1...
  • Immunsystem

    Toughen up, Pretty! Meine Erfahrung mit der Wim Hof Methode für ein starkes Immunsystem

    Wim Hof Methode Hormonbalance

    Ich hasse kalt duschen. Im Sommer hasse ich es ein bisschen weniger, aber im Winter gibt es wenige Dinge, die ich weniger gern machen würde als mich in einem kalten Badezimmer unter eine kalte Dusche zu stellen. Brrr. (Ok es ist noch nicht Winter, aber so wird die Story noch etwas dramatischer ;)) Hab ich aber gemacht. Sieben Tage lang. Warum zu Hölle? Heute berichte ich euch von meiner Erfahrung mit der Wim Hof Methode, mit der man sein Immunsystem stärken und sein Wohlbefinden boosten soll.

    Tougher werden – aber wie?

    „Werd mal ein bisschen tougher!“ – Das war die Reaktion von meinem Freund, nachdem ich ihm von meinem aktuellen Job-Struggle erzählte. Und er hatte recht. Denn neben Unsicherheiten und der neuen Vollzeit-Belastung in meinem Job war ich in letzter Zeit ständig leicht erkältet und reagierte schnell empfindlich auf vermeintliche Lappalien. Auch meine Periode ließ mal wieder auf sich warten. Na toll. Meine selbstgestellte Diagnose: Stress, in Kombination mit der Lüftung / Klimaanlage in meiner Arbeit.

    Da ich durch meine Amenorrhö Erfahrungen meine Selbstwirksamkeit in punkto Gesundheit und Psyche kennengelernt habe, beschloss ich, nicht länger rumzuheulen, sondern tougher zu werden. Mich abzuhärten.

    Aber wie?

    Abhärtung mit der Wim Hof Methode

    Schon vor einiger Zeit hatte ich von der Wim Hof Methode[1] gehört, bei der man sein Immunsystem durch eine Mischung aus Atmen und einer “Kälteexposition”, sprich einer kalten Dusche oder einem Eisbad, stärken können soll. Ich fand das damals schon spannend, denn durch meine Yoga und Hormonyoga Lehrer Ausbildungen bin ich ein großer Fan von Pranayama, also Atemübungen, geworden. Aber wie gesagt, kalt duschen: meh.

    Aber, ungewöhnliche Situationen bedürfen ja bekanntlich ungewöhnlicher Mittel. Ich beschloss, der Wim Hof Methode für mindestens sieben Tage eine Chance zu geben, da ich endlich etwas tun wollte, um mein Immunsystem zu stärken und mein Dauer-Kränkeln zu überwinden. Also: Goedendag Wim Hof! (Das war holländisch :))

    Wer ist Wim Hof?

    Wim Hof ist ein Extremsportler, Gesundheitspionier und mehrfacher Weltrekordhalter, der auch „The Iceman“ genannt wird. Denn in Schnee und Eis, den unwirtlichsten Gegenden der Welt also, scheint sich der Holländer am Liebsten aufzuhalten. Wim Hof hält mehrere Weltrekorde, u.a. über den schnellsten Halbmarathon, barfuß und in Shorts bei Minusgraden (in 02:16 h) und das längste Eisbad (01:52:42 h). Ebenfalls nur mit Shorts bekleidet hat der 60-jährige Superhuman sowohl 7.400m des Mount Everest als auch den Kilimanjaro bestiegen. Puh.

    Neben seinen extremen körperlichen Leistungen hat Wim seine Wim Hof Methode entwickelt, mit der man seine Gesundheit sowohl präventiv als auch im Falle von vielen bereits bestehenden Krankheiten positiv beeinflussen können soll (z.B. bei psychischen Krankheiten wie Depressionen oder chronischen Erkrankungen / Autoimmunerkrankungen). Sein Geheimnis:

    Durch Training kann Wim mithilfe seiner Gedanken sein autonomes Nervensystem bewusst ansteuern und aktiv beeinflussen. Was für ein Lehrstück der Selbstwirksamkeit!

    Fun Facts:
    – Wim hat einen eineiigen Zwillingsbruder Andre, doch dieser ist nicht so extrem unterwegs. Es scheint also eine Frage des Trainings zu sein, nicht der Gene. Das sagt auch Wim: ,,Was ich kann, kann jeder mit meiner Methode’’.
    – Wim Hof – und sein Bruder – haben am gleichen Tag wie ich Geburtstag 🙂

    Was ist die Wim Hof Methode?

    Bei der Wim Hof Methode bringt man seinen Körper bewusst an seine Grenzen und fordert seine ureigenen Überlebensinstinkte, indem man sich einem extremen Umweltreiz aussetzt, nämlich der Kälte. So soll man aktiv seine Abwehrkräfte und seine mentalen Kräfte boosten und sich wieder mehr mit seinem natürlichen Selbst verbinden können – für mehr Stärke, Glück und Widerstandsfähigkeit. Das sagt zumindest die Wim Hof Website 😉

    Wie funktioniert die Wim Hof Methode?

     Ähnlich wie die Hormonelle Yoga Therapie (kurz: Hormonyoga) besteht die Wim Hof Methode aus drei Säulen:

    • Visualisierung / Meditation
    • Atemtechnik
    • Kälteexposition

    Wim Hof Methode Vorteile

    Unsere Körper sind extrem smart und haben im Laufe der Evolution ausgeklügelte Mechanismen entwickelt, wie sie uns vor Umweltreizen schützen können. Diese Überlebensstrategien liegen quasi in unserer DNA. Setzen wir uns bewusst der Kälte aus, ohne Standheizung, Thermoleggings oder Grey Goose Daunenjacke, so reagieren wir verlässlich mit einer erhöhten Wärmeproduktion und einem beschleunigten Stoffwechsel. 

    Wim Hof Methode: körperliche Vorteile

    1. Die teils extremen Kältereize der Wim Hof Methode aktivieren das Immunsystem und stärken das Herzkreislaufsystem. Bei regelmäßiger Praxis wird man so widerstandsfähiger gegen Krankheitserreger und Umwelteinflüsse.[3]
    2. Durch die Kälte wird unser weißes in braunes Fettgewebe umgewandelt, das eine Vielzahl an Vorteilen gegenüber dem „normalen“ weißen Fettgewebe aka Hüftgold besitzt und u.a. vor Diabetes, Arteriosklerose und Übergewicht schützen soll.[2]
    3. Die Mischung aus Meditation, Atmen und Frieren soll zudem einen positiven Einfluss auf Krankheiten haben, die mit Entzündungsreaktionen im Körper korreliert sind, wie z.B. Rheuma, Multiple Sklerose oder Hashimoto.[3]
    4. Auch Sportler nutzen die Wim Hof Methode, um ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern, denn durch die kalte Dusche am Morgen werden ähnliche Prozesse wie beim Ausdauersport in Gang gesetzt: Es bilden sich neue Mitochondrien – die Kraftwerke der Zellen –, die Durchblutung wird gesteigert und die Gesundheit profitiert.[4]

    Wim Hof Methode: mentale Vorteile

    Neben den körperlichen Vorteilen bietet die Wim Hof Methode auch Vorteile auf mentaler Ebene. Laut Wim werden durch sie “innere Kräfte” freigesetzt, die wir im Laufe der letzten Jahrzehnte zunehmend vergessen haben. Netflix und Chill und so 😉

    Innere Kräfte” kann man wohl am besten mit Stressresistenz oder Resilienz übersetzen. Denn die Kälte versetzt unseren Körper in Stress, so wie wir ihn auch im Alltag täglich erleben. Mit der Wim Hof Methode können wir unsere Stressreaktionen bewusst erfahrbar machen und so lernen, unsere Reaktionen darauf zu steuern und besser damit umzugehen. Denn zwischen jedem Reiz und jeder Reaktion haben wir einen Raum, in dem wir wählen können, wie wir reagieren.

    Bleiben wir stehen unter der kalten Dusche? Oder drehen wir quietschend das Wasser ab?

    Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum haben wir die Freiheit und die Macht, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegen unser Wachstum und unsere Freiheit. – Viktor E. Frankl

    Wim Hof Methode: Ablauf

    Die klassische Wim Hof Methode läuft in fünf Schritten ab:

    1. Meditation
    2. Warm-up, z.B. Liegestütze, Jumping Jacks oder Yoga)
    3. Atmen: 3×30 Mal wird auf die spezielle Art und Weise eingeatmet, danach wird die Luft eingehalten bis man nicht mehr kann. Dann wird die Luft aus den Lungen strömen gelassen und noch einmal tief eingeatmet, wobei die Luft bewusst in den Kopf gepresst wird für 10-15 Sekunden. Am besten schaust du dir das Ganze auf YouTube an, denn Hof erklärt es höchstpersönlich wahrscheinlich besser 😉
    4. Bewegung Teil 2. Normalerweise müsstest du jetzt mehr Stärke haben
    5. Kälteexposition. Sprich: ab unter die kalte Dusche oder in dein Eisbad

    (Schritt 6: Abtrocknen, Tee trinken, genießen.)


    Wim Hof Methode: Vorsichtsmaßnahmen

    Ach ja, wichtig vielleicht noch zu sagen: Man sollte die Wim Hof Methode mit leerem Magen praktizieren, da einem sonst schlecht werden kann aufgrund der intensiven Bauchbewegungen beim Atmen. Ein guter Zeitpunkt für die Wim Hof Praxis ist morgens nach dem Aufstehen. Und am besten jeden Tag.

    Da einem dabei schwindelig werden kann, sollte das Ganze im Sitzen oder Liegen durchgeführt werden. Auf keinen Fall sollte man nach dem Wim Hof Atmen schwimmen oder tauchen gehen, das kann gefährlich werden.

    Auch wenn man bereits krank ist und Fieber hat, sollte man eher nicht eiskalt duschen. Hör‘ auf deinen Körper!

    Wim Hof Methode: Meine Erfahrung

    Ich starte die Wim Hof Methode an einem Freitag, die Nacht zuvor habe ich richtig schlecht geschlafen. Mit verquollenen Augen wache ich auf – so kann es nicht weitergehen. Schon früher hatte ich mir auf YouTube angeschaut, wie die Wim Hof Atemtechnik funktioniert. Nun wurde es also ernst. Hier die Erfahrung meiner ersten 7 Tage mit der Wim Hof Methode.

    Tag 1:

    Ich habe das Gefühl, dass ich noch recht lange brauche, bis ich mich eingegroovt habe mit dem Atmen, das Meditieren und Aufwärmen vorher war ok. Es fällt mir schwer dabei zu zählen. Aber das Erlebnis die Luft anzuhalten ist Wahnsinn, ich komme mir vor wie ein Apnoe Taucher, so als müsste ich nie wieder einatmen. Aus meinen Recherchen weiß ich, dass das von dem verringerten CO2 Gehalt in meinem Körper kommt, das Ergebnis der Atempraxis.

    Dann die kalte Dusche. Ich fange kalt an, schaffe es aber erst nur meine Beine und Arme kalt zu duschen. Ich wechsele auf warm, da ich mir die Haare waschen möchte und mir das wirklich nicht vorstellen kann mit kaltem Wasser. Jaaaa, I know, alles Ausreden 😉

    Am Ende nehme ich meinen Mut nochmal zusammen, denke mir: „Toughen up“ und drehe beherzt den Hahn nach rechts. Kalt! Mir stockt der Atem. Ich fange fast an zu hyperventilieren, schnappe nach Luft. Doch ich halte aus und kann mich in meinem inneren Monolog beruhigen, so dass ich bald zu einem normalen Atemrhythmus zurückfinde. 

    Alles ist gut. Ergib dich. Es ist nur kaltes Wasser. Dein Geist ist stärker.

    Ich schaffe bestimmt 30 Sekunden. Als ich aus der Wanne steige bin ich stolz. Und fühle mich mega gut, so frisch und klar. Was interessant ist: Ich habe danach erstmal gar keinen Hunger. Bis Mittags. Normalerweise brauche ich immer direkt morgens etwas zu essen. Doch ich genieße dieses frische, reine, leere Gefühl. Die Kontrolle, zu essen, wenn ich es wähle, nicht weil es jetzt „Frühstückszeit“ ist. Und interessanterweise bekomme ich genau an dem Tag meine Periode wieder, nachdem sie schon seit einigen Tagen überfällig war.

    Tag 2:

    Das Atmen klappt diesmal besser, heute atme ich im Sitzen, an Tag 1 hatte ich gelegen, so wie in dem YouTube Video, das ich dir oben verlinkt habe. Beim Duschen starte ich wieder kalt und gehe dann auf warm; meine Zehen kribbeln. Dann nochmal kalt. Interessant, wie verschiedene Körperteile unterschiedlich „schlimm“ sind. (Bei mir sind mein oberer Rücken und mein Bauch am Empfindlichsten). Ich zähle bis 30 und steige dann wieder voller Stolz und frischem Kopf aus der Wanne. Yes!

    Tag 3:

    Ich freue mich schon fast auf den Schmerz.

    Heute habe ich Yoga gemacht zum Aufwärmen, 15 Minuten ca., das hat mir bislang am besten gefallen. Beim Duschen mache ich diesmal ein Wechselspiel aus kalt – warm – kalt – warm – kalt, wobei ich die letzte „Eiszeit“ nochmal extra lange aushalte. Ich bemerke, dass sich meine Haut unglaublich weich anfühlt nach dem Duschen. Und, dass meine Hautcreme überhaupt nicht einzieht. Liegt wohl an den geschlossenen Poren.

    Tag 4:

    Montag. Ich schaffe es vor der Arbeit laufen zu gehen. Zusammen mit meiner Meditation und der kalten Dusche, bin ich extra stolz nach dieser Morgenroutine. Auch meinem Selbstwertgefühl tut diese Konsequenz gut. Ich fühle mich stark.

    Und ich bemerke ein Gefühl von Klarheit und Erdung. Eine Verbindung zur Natur. Ich fühle mich wie Heidi, die in einem Bergbach badet. Oder wie in Goa, wo die duschen fast immer kalt waren und wir nichts brauchten, außer eine Leggings, ein Sporttop und unsere Yogamatte. 

    Tag 5:

    Heute fällt es mir schwer. Irgendwie war ich schon recht unbewusst in den Tag gestartet – zu lange gesnoozt, dann keine Zeit mehr für Morgensport gehabt… Doch ich raffe mich auf zu meiner Wim Hof Atemübung. Unter der Dusche beginne ich aus Gewohnheit warm und ärgere mich; kurz überlege ich, ob ich nicht mal einen Tag skippen soll, à la: „Jetzt ist es doch eh schon egal“. Doch dann reiße ich mich zusammen und arbeite mich schrittweise von warm zu eiskalt vor. Am Schlimmsten ist wieder Mal der Rücken. Ich halte durch; und das macht mich stolz. Viel klarer und ausgerichteter starte ich den Tag.

    Tag 6 + 7:

    Ich gehe dazu über, nur noch kalt zu duschen, ohne die Atmen-Übung vorher. Dabei starte ich warm und gehe dann schrittweise kälter, bis der Hahn ganz rechts den kältesten Punkt erreicht hat. Es fühlt sich nicht mehr so schlimm an wie am Anfang. Und ich mache noch eine interessante Beobachtung. Aus meinem Tagebuch vom 16.10.:

    Ich habe das Gefühl, dass ich meinem inneren Schatten, meiner inneren dunklen Stimme, durch Wim Hof direkt begegne. Jeden Morgen unter der Dusche – und auch schon vorher – creept sie in mein Bewusstsein; es ist, als würde ich sie dann mit dem kalten Wasserstrahl zum Schweigen bringen. Ich zeige ihr, wer stärker ist, wer der Mann im Haus ist, bzw. die Frau.

     Am Ende steht es tatsächlich 7:0 für meine Willenskraft. Sorry Schweinehund.

    Das Erkältungsexperiment ist geglückt und ich werde erstmal dabeibleiben, auch weiterhin kalt zu duschen.

    Level 2: Eisbaden in einem See…

    Hast du auch schon Erfahrungen mit der Wim Hof Methode oder kaltem Duschen gemacht? Erzähl‘ mir gern davon in den Kommentaren 🙂

    Lass es dir gut gehen!

    Deine Insa

    [1] https://wimhof-methode.de/start-7-tage/
    [2] https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Braunes-Fett-Macht-Kaelte-schlank,fett226.html
    [3] https://www.pnas.org/content/111/20/7379.full
    [4] https://www.primal-state.de/kalt-duschen/
  • Weiterlesen

    2 Kommentare

  • Antworten Verena 7. September 2020 um 18:24

    Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrung mit der Wim Hof Methode, aufgrund deiner probier ichs halt auch wieder mal, das gesamte Programm. Ansonsten bevorzuge ich die Atmung vorm schlafen 😴 gehen, aber da mach ichs etwas relaxter, einfach der Körperentspannung wegen und das is toll!😊
    Nur weiter so und alles Gute 😃

  • Antworten Ramona 8. März 2021 um 13:04

    Liebe Insa, ich bin erade auf Deinen Beitrag gestoßen, vielen Dank dafür 🙂 Ich finde toll das du die ersten 7 Tage beschreibst, besonders Spannend und motivierend finde ich den Passus mit der inneren dunkelen Stimme. Ich bin gerade bei Tag zwei. Mich würde interessieren ob Du noch weiter gemacht hast und wenn ja wie Deine Erfahrrungen waren. Herzliche Grüße Ramona

  • Antwort hinterlassen

    59 − = 58